Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Wie Städte mit vernetzten Risiken umgehen sollten

17.01.2019

Städte sind im Vergleich zum ländlichen Raum verwundbarer gegenüber vielen Risiken. Naturgefahren wie Erdbeben oder soziale Risiken wie Vandalismus und Kriminalität haben dort sehr viel größere Auswirkungen. Darüber hinaus gibt es immer mehr Vernetzung in den Städten. Als Smart Cities können sie mehr Sicherheit und Komfort bieten – der Datenschutz bleibt dabei aber häufig auf der Strecke. Oft sind Risiken miteinander verknüpft, für Lösungsansätze braucht es deshalb eine umfassende Herangehensweise. Ein solches Konzept stellen IASS-Wissenschaftler im „International Journal of Disaster Risk Science“ vor.

Smart Cities können mehr Sicherheit und Komfort bieten, der Datenschutz ist aber eine große Herausforderung.
Smart Cities können mehr Sicherheit und Komfort bieten, der Datenschutz ist aber eine große Herausforderung.

„Für den Umgang mit komplexen Risiken sind technische Neuerungen wichtig, aber es braucht auch ein gutes Regulierungswerk, das technische, ökonomische und soziale Maßnahmen verbindet. Wir erweitern in unserem Artikel ein häufig genutztes Konzept zum Umgang mit Risiken und wenden es auf die besonderen Herausforderungen für städtische Gebiete an“, erläutert der Leitautor des Artikels, IASS-Direktor Ortwin Renn. Ein zentraler Aspekt sei dabei eine stärkere Kooperation: Häufig arbeiteten verschiedene Akteure, zum Beispiel Stadtplaner und Experten für Gefahrenabwehr, noch nicht gut genug zusammen. Dabei biete die Einbindung einer Vielzahl von Beteiligten mit unterschiedlichen Kompetenzen zahlreiche Vorteile, wenn sie gut gemanagt werde.

Die Autoren klassifizieren Risiken nach der Ausprägung ihrer Komplexität, Unsicherheit und Ambiguität. Bei vielen Risiken, die vor allem die städtischen Gebiete betreffen, sind alle drei Merkmale stark ausgeprägt. Informationstechnologien in Smart Cities zum Beispiel sind miteinander verknüpft, ihre Folgen sind noch schwer einzuschätzen und sie führen in der Öffentlichkeit zu kontroversen Diskussionen. Der Ansatz der IASS-Forscher sieht fünf Phasen des Umgangs mit diesen Risiken vor, von der Vorab-Beurteilung der Gefahrenlage bis zur Überprüfung der Auswirkungen der Regulierung auf die Schutzziele.

Im Zentrum stehen die Teilhabe aller betroffenen Akteure, die größtmögliche Transparenz und die Übernahme von Verantwortung. „Im Umgang mit komplexen Risiken lässt sich oft keine Win-win-Situation erzielen. Dann ist es wichtig, mögliche negative Folgen offenzulegen und nach Möglichkeiten des Ausgleichs zu suchen“, betont Ko-Autorin Pia-Johanna Schweizer. Ein solch aufwendiger Prozess sei notwendig, um die verschiedenen Vorstellungen von Lebensqualität in städtischen Umgebungen zu verstehen und ihnen gerecht zu werden.

•    Renn, O., Klinke, A., Schweizer, P.-J. (2018): Risk Governance: Application to Urban Challenges. - International Journal of Disaster Risk Science, 9, 4, p. 434-444.
DOI: http://doi.org/10.1007/s13753-018-0196-3

 

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Pia-Johanna Schweizer

Dr. Pia-Johanna Schweizer

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