Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie zum Kompass für nachhaltige Entwicklung machen – und Trendwenden einleiten
06.12.2019
Wie wirksam ist die deutsche Nachhaltigkeitspolitik – und wie sollte dafür die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) weiterentwickelt werden? Mit diesen Fragen befasst sich die Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 (wpn2030) seit ihrer Gründung 2017. Auf ihrer ersten Jahreskonferenz (5./6. Dezember, Umweltforum Berlin) hat sie eine erste umfassende Antwort vorgelegt – mit ihrem Reflexionspapier „Bitte wenden. Wissen(schaft) für eine nachhaltige Entwicklung Deutschlands“. Die Beiträge von mehr als 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen sowie Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sind in das Papier mit eingeflossen. Es wurde der Bundesregierung auf der wpn2030-Konferenz übergeben, für die 2020 anstehende Überarbeitung der Strategie.
„Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung den Umbrüchen unserer Zeit mit einem konsequenten Aufbruch begegnet und Trendwenden zu nachhaltiger Entwicklung einleitet“, betont Patrizia Nanz, Co-Vorsitzende der wpn2030. „Das bedeutet: Die großen anstehenden Transformationen, etwa in der Mobilitäts-, Agrar- und Klimapolitik, und genauso die sozialen Verwerfungen unserer Zeit müssen benannt, analysiert und schließlich ressortübergreifend und vor allem konsequenter als bislang umgesetzt werden.“
Die Nachhaltigkeitsstrategie als übergreifende Kabinettsstrategie biete dafür auch grundsätzlich ein gutes Fundament, so der Co-Vorsitzende Dirk Messner: „Wirkung entfaltet die Strategie aber bislang kaum. Sprechend dafür ist, dass wir bei 29 von 66 Zielen teils fernab vom Kurs sind.“ Sechs Kernbereiche für dringend benötigte Weiterentwicklungen der Strategie haben sich in der wpn2030-Arbeit herausgeschält, einer davon ist die deutliche Stärkung ihrer politischen und gesellschaftlichen Relevanz. Messner: „Die DNS muss endlich zum Kompass für nachhaltige Entwicklung gemacht werden – also als solcher für alle großen Prozesse mit Nachhaltigkeitsdimensionen fungieren. Und dafür muss sie für Transformationsaufgaben auch Verantwortung an Ressorts zuordnen können."
Ein weiterer zentraler Punkt, damit die Strategie wirksamer werden kann, betont Martin Visbeck, Co-Vorsitzender der wpn2030: „Die Nachhaltigkeitsziele wie beispielsweise zum Schutz der natürlichen Ressourcengrundlagen bergen oft enormes Potenzial für Konflikte, aber auch für Synergien. Darüber muss es sowohl eine viel stärkere politische Auseinandersetzung geben als auch eine systematische Einbindung wissenschaftlicher Erkenntnisse, so wie es jetzt mit der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 angelegt ist“.
Das Reflexionspapier „Bitte wenden. Wissen(schaft) für eine nachhaltige Entwicklung Deutschlands“ ist hervorgegangen aus mehreren Arbeitsprozessen der wpn2030 zur Weiterentwicklung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. Dazu gehören insbesondere transdisziplinäre Arbeitsgruppen zu drängenden Nachhaltigkeitsthemen wie „Mobilität“, „Nachhaltiger Konsum“, „Zukunft der Arbeit“ und „Global Commons“, eine 2019 durchgeführte Online-Konsultation mit der deutschen Wissenschaftslandschaft zur Weiterentwicklung der Strategie sowie ein von der Plattform und SDSN Germany bereits 2018 initiierter Dialog wissenschaftlicher Beiräte der Bundesregierung zu Nachhaltigkeitsfragen.
Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie bildet seit 2002 den Rahmen der Deutschen Nachhaltigkeitspolitik. Seit 2016 ist sie auf die globale Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der UN mit ihren 17 Zielen (Sustainable Development Goals, SDGs) ausgerichtet. 2020 wird sie erneut von der Bundesregierung grundlegend überarbeitet.
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