Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Njuolla->Qarjuk: Zusammenführung von bewährten Ansätzen für ko-kreative Forschung in der Arktis

Dauer

bis
Evie Morin

Evie Morin

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Jugendliche von der Organisation Ikaarvik mit einem Planktonnetz. Ikaarvik ist eine indigen geführte Jugendorganisation, die eine Brücke zwischen Forschung und Gesellschaft über Wissenssysteme hinweg schlägt.
Jugendliche von der Organisation Ikaarvik mit einem Planktonnetz. Ikaarvik ist eine indigen geführte Jugendorganisation, die eine Brücke zwischen Forschung und Gesellschaft über Wissenssysteme hinweg schlägt.

Der Klimawandel und Verlust der biologischen Vielfalt betreffen Regionen weltweit. Indigenes Land weist jedoch einen deutlich geringeren Verlust der biologischen Vielfalt auf und ist von entscheidender Bedeutung für die globale Reduzierung der Kohlenstoffemissionen. Indigenes Wissen und indigene Expertinnen, einschließlich indigener Jugendlicher, nehmen für die Bewältigung der ökologischen Herausforderungen in der Arktis deshalb eine unerlässliche Rolle ein. Noch immer werden indigene Wissenssysteme allerdings oft als weniger relevant betrachtet, während nicht-indigene Organisationen Projekte auf indigenem Land durchführen, ohne deren Kontext und koloniale Geschichte zu verstehen. Njuolla->Qarjuk reflektiert und fördert Bedingungen für ko-kreative, ethische Zusammenarbeit in der Arktisforschung, von der sowohl die indigene Bevölkerung, Forschende und Entscheidungsträgerinnen profitieren können.

Indigene Forschende und Aktivistinnen bemühen sich seit langem um antikoloniale, gerechte Forschungspraktiken. Die breitere Forschungslandschaft in der Arktis erkennt zunehmend die Vorteile einer von indigenen Expertinnen geleiteten und mitgestaltenden Forschung an, etwa die verbesserte Qualität und Relevanz von Forschungsergebnissen, eine effizientere Mittelzuweisung und eine verbesserte Problemlösung durch das Zusammenbringen vielfältiger Wissenssysteme. Folglich sind nicht-indigene Forschende, Geldgeberinnen und Entscheidungsträgerinnen bestrebt, ihre Zusammenarbeit mit indigenen Partnerinnen zu verbessern. Ohne geeignete Methoden und Ansätze der Zusammenarbeit können jedoch selbst gut gemeinte Bemühungen koloniale Strukturen und Praktiken aufrechterhalten und Schaden anrichten. Es besteht ein Bedarf an Bewusstseinsbildung und Kapazitätsaufbau sowie an Instrumenten, die die Anwendung ethischer Forschungspraktiken sicherstellen. Njuolla->Qarjuk wird Forschenden, Organisationen und der Lokalbevölkerung einen einfachen Zugang zu bestehenden ethischen Richtlinien und Protokollen bieten, die von indigenen Organisationen und Expertinnen in der Arktis entwickelt wurden, und sie damit bei der gemeinsamen Entwicklung von Forschungsbeziehungen und -projekten unterstützen.

Indigenes Wissen im Mittelpunkt

Njuolla->Qarjuk baut auf dem Projekt Dávgi der Europäischen Umweltinitiative (EURENI) auf, das sich mit ko-kreativen Forschungsansätzen für die Erhaltung der biokulturellen Vielfalt in der Arktis auseinandergesetzt hat. Dávgi bedeutet in der nordsamischen Sprache „Bogen" und stand als Metapher für den Bau von Brücken zwischen verschiedenen Wissenssystemen. Njuolla->Qarjuk bedeutet „Pfeil" auf Nordsámi und Inuktitut. Das Projekt führt die Erkenntnisse aus dem Dávgi-Projekt weiter, spiegelt eine Fortbewegung jenseits des Bogens wider und hebt die Verbindung innerhalb des Projektes zwischen Sápmi und Nunavut hervor. Das Projekt zielt auf die Erarbeitung von Orientierungshilfen für Beteiligte an Forschungsprojekten ab und respektiert dabei indigenes Wissen und Expertise in ethischen Forschungsrichtlinien und -protokollen, im Projekt selbst und in der gesamten Forschungslandschaft.

Hauptziele des Projekts

  1. Schaffung einer benutzerfreundlichen, frei zugänglichen und zentralen Datenbank mit bestehenden Protokollen und Ethikrichtlinien, die von indigenen Organisationen und Expert*innen entwickelt wurden.
  2. Entwicklung eines Instruments, mit dem indigene und nicht-indigene Partner*innen ihre eigenen Protokolle entwickeln können, um gemeinsam hochwertige Arktisforschung zu betreiben.
  3. Breite Kommunizierung der Ergebnisse zur Förderung des Kapazitätsaufbaus von indigenen und nicht-indigenen Akteuren in der Arktisforschung.
  4. Unterstützung der Entwicklung eines Schwerpunkts zum Thema „Ko-Kreation in der Forschung" während der ersten „Sámi Science Week".

Ein ko-kreativer und transdisziplinärer Ansatz

Njuolla->Qarjuk verfolgt einen ko-kreativen und transdisziplinären Ansatz. In der ersten Projektphase werden die Projektpartnerinnen gemeinsam Methoden und Ansätze entwickeln, die Ergebnisse planen und einen Prozess zur kontinuierlichen Selbstevaluierung erarbeiten. Alle Aktivitäten und Ergebnisse werden von zwei indigenen Organisationen (Saami Council und Ikaarvik) und einer deutschen Einrichtung (RIFS) gestaltet, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse für indigene und nicht-indigene Forschende, Entscheidungsträgerinnen, die Lokalbevölkerung und Institutionen von Nutzen sind. Das Projekt baut auf die Erfahrung und Expertise von indigenen Jugendlichen in Nunavut, in der Prozessgestaltung und er Erarbeitung der Ergebnisse.

Team

Nina Döring

Dr. Nina Döring

Forschungsgruppenleiterin
Wissenschaftliche Projektleiterin
Evie Morin

Evie Morin

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Wissenschaftliche Projektleiterin
Cordula Granderath

Cordula Granderath

Sachbearbeiterin
Sachbearbeiterin
Prof. Dr. Mark Lawrence

Prof. Dr. Mark Lawrence

Wissenschaftlicher Direktor
Wissenschaftlicher Direktor

Partners

Saami Council (Saami)
Ikaarvik
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