Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Polarisierung in Krisen überwinden: Ein Forschungsprojekt zu Trauma und Demokratie mit über 350 Bürger:innen

Der vorliegende Bericht stellt die Ergebnisse eines mehrtägigen Großgruppenprozesses zur gemeinsamen Erforschung der Beziehung von kollektivem Trauma, gesellschaftlicher Polarisierung und Demokratie vor. Dieser Prozess wurde in Kooperation von Pocket Projekt e. V. und Mehr Demokratie e. V. realisiert, von Thomas Hübl geleitet und brachte mehr als 350 Personen zusammen. Im Zentrum der hier vorgestellten Erforschung von Trauma, Polarisierung und Demokratie stehen die Erfahrungen und Bedeutungszuschreibungen der Teilnehmenden in Form von Geschichten (Narrativen). Dadurch, dass die Teilnehmenden ihre Geschichten im Hinblick auf für sie wesentliche Erfahrungsqualitäten selbst bewerteten, entstehen Narrativ-Landschaften. Diese Narrativ-Landschaften geben uns Auskunft darüber, wie Bürger:innen die neuen, oftmals mehrdeutigen und herausfordernden Ereignisse im Zusammenhang mit aktuellen gesellschaftlichen Krisen interpretieren sowie Sinn und Handlungen aus ihnen ableiten. Basierend auf einer systematischen Auswertung der Geschichten entwirft der Bericht durch die Formulierung von Trends eine erste Landkarte, die uns über persönliche wie auch gesellschaftliche, bewusste wie unbewusste Versuche, sich in einer krisenhaften Zeit zu orientieren, Auskunft gibt. Denn während die Vermessung unserer äußeren Welt bereits weitgehend abgeschlossen ist, hat die Kartographie unserer inneren, sowohl individuell-psychologischen als auch gemeinsamen kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Landschaften mit all ihren Untiefen und blinden Flecken gerade erst begonnen. Berührt haben uns die vielen Stimmen der Teilnehmenden, die ihr inneres Erleben sowie persönliche Erfahrungen im Kontext gegenwärtiger und vergangener Krisen mit uns geteilt haben. Exemplarisch steht hierfür das Zitat eines Teilnehmenden des Projektes: „In jeder Geschichte ist Geschichte, wir tragen Geschichte in uns, und deswegen haben wir eine Stimme.“ Welche Stimmen finden dann Gehör? Und welche Stimmen werden in der Gestaltung der demokratischen Gesellschaft nicht berücksichtigt? Im Kontext von Traumatisierung ist das, was nicht präsent, sondern abwesend ist, von entscheidender Bedeutung.

Publikationsjahr

2022

Publikationstyp

Zitation

Wagner, A., Strasser, J., & Schäpke, N.(2022). Polarisierung in Krisen überwinden: Ein Forschungsprojekt zu Trauma und Demokratie mit über 350 Bürger:innen. Berlin, Wardenburg: Mehr Demokratie e. V., Pocket Project e. V.

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